Flyer "Für eine sinnvolle Stadtentwicklung, für Mensch, Natur und Klima"
Auf diesen Flyern kommen 18 Nidderauerinnen und Nidderauer mit einem kurzen Statement zu dem anstehenden Bürgerentscheid zu Wort. Der Untertitel lautet "Bürgerinnen und Bürger für eine sachliche Entscheidung zum Auenkonzept". In der Einleitung wird betont, dass sich diese Menschen "unabhängig von den Parteien für die Entwicklung unserer Stadt engagieren". Des Weiteren ist ein erklärtes Ziel ein Beitrag zu einer "sachlichen Diskussion". Das begrüßen wir!
Die Tatsache, dass diese 18 Personen fast allen politischen Lagern in Nidderau zugeordnet werden können, zeigt, dass der Bürgerentscheid tatsächlich "parteiübergreifend" diskutiert wird und der Bürgerentscheid eben nicht auf ein Thema zwischen der Koalition und der Opposition reduziert werden kann. Auch die Befürworter des Bürgerentscheides verstehen ihr Anliegen als parteiunabhängig. Jede Nidderauerin und jeder Nidderauer (d.h. auch mögliche Parteimitglieder) sind dazu aufgerufen, sich ihre eigene Meinung zu dem Thema des Bürgerentscheides zu bilden.
Die Meinung dieser 18 Personen schätzen wir und werden sie nicht einzeln bewerten. Einige Punkte haben alle gemeinsam:
- Die meisten befürworten wie die Initiative explizit die Renaturierung der Aue.
- Die meisten befürworten explizit den Bau der Nidder-Querung, die unserer Meinung nach missverständlich "Steg" genannt wird.
Wikipedia definiert einen Steg als „eine relativ kleine und in der Regel nicht sehr hohe Brücke, die zumeist nur von Fußgängern und Radfahrern zum Überqueren von Gewässern oder Feuchtgebieten genutzt wird“.
Der Duden definiert Steg als „kleine, schmale Brücke über einen Bach, einen Graben o. Ä. oder als Überführung dienende schmale Brücke für Fußgänger“.
Die Nidder-Querung wird mit ca. 3m-4m Breite, ca. 250m Länge und 2m über der Aue (bezogen auf die begehbare Fläche) geplant. Damit ist sie wohl ehrlicher als "Brücke" und nicht als "Steg" zu bezeichnen.
- Es wird herausgestellt, dass von dem "Steg" die Natur gut beobachtet werden kann - das ginge unserer Meinung nach auch vom Rand, so wie es in den Feuchtgebieten bei den Erlenseer Wasserbüffeln oder zwischen Glauburg und Ortenberg (um nur zwei Beispiele zu nennen) heute möglich ist.
- Dass die Nidder-Querung speziell für einen Teil der Schüler der Bertha-von-Suttner-Schule von Vorteil wäre, streiten wir nicht ab.[1] Von Seiten der Stadt wird mit einem erhöhten Schüleraufkommen durch die geplante Einführung der Oberstufe gerechnet. In einem von der Stadt organisierten Spaziergang mit dem NABU wurde erwähnt, dass mit ca. 350 Oberstufenschüler zu rechnen sei. Diese werden aber nicht alle mit dem Zug in Heldenbergen ankommen, sondern bei einem Großteil der Schüler wird es sich vermutlich um solche handeln, die bisher in die Gymnasien in der Umgebung (meistens Hanau) fahren, und zukünftig zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Stadtbus aus den Nidderauer Stadtteilen kommen werden. Zugfahrende Schüler aus Richtung Eichen werden, bis Windecken durchfahren, da der Weg vom Windecker Bahnhof zur Schule kürzer ist und an dem morgens und mittags von Schülern hochfrequentiertem REWE vorbeiführt. Zugfahrende Schüler aus Richtung Ostheim / Hanau werden vermutlich aus gleichem Grund in das Stockheimer Lieschen umsteigen und ebenfalls in Windecken aussteigen. Die Umsteigezeiten werden schon heute in der von der Stadt viel zitierten Machbarkeitsstudie zur Aufwertung der Streckenverbindung Nidderau – Hanau als gut dargestellt.[2]
- Bei manchen Aussagen ist es nicht möglich zu unterscheiden, ob sie sich auf das Gesamtkonzept oder auf die 8 zur Diskussion stehenden Punkte beziehen. Nur der Beschluss vom 01.12.2022 mit seinen 8 einzeln abgestimmten Punkten ist Gegenstand des Bürgerentscheides. Damit sind z.B. die Asphaltierung des Auerweges oder Spielwiesen gar nicht Thema des Bürgerentscheides, da deren Einrichtung gar nicht von der Stadtversammlung beschlossen wurde. Der Beschluss im Detail findet sich hier.
- Einige befürworten die geplante Versiegelung der Wege und den Bau der Nidder-Querung, damit ein barrierefreier Weg über die Aue zum Heldenberger Bahnhof erreicht wird.
Wir sind der Meinung, dass dieser Weg nicht vollständig barrierefrei sein wird, da der obere Teil des Breulweges an einer Treppe endet. Vor der Treppe rechts geht ein Privatweg ab. Dieser wird wohl nicht ohne weiteres der offizielle (Schul-) Weg. Eine barrierefreie Wegführung ist daher aktuell nur über die Straßenmündung „Breulweg/Bahnhofstraße“ möglich. Daraus ergibt sich ein Umweg von ca. 100m, wovon der Teil des oberen Breulweges ohne Bürgersteig durch eine Zone 30 führen wird. Zudem ist der vorgesehene Weg aus der Aue zur Bahnhofstraße für Rollstuhlfahrer oder Personen mit Rollator vermutlich zu steil.
Wir sehen den Vorteil eines barrierefreien Weges um die Nidderaue, der sich für Bewohner des Seniorenheimes durch die Nidder-Querung ergeben würde.
Allerdings sind auch 2km Rundgang für manche Senioren eine Herausforderung. Wer nicht direkt an dem geplanten Rundweg (z.B. im Seniorenheim) wohnt, muss erst noch bis zu Rundweg hinkommen.
Der aktuell vorhandene, gut ausgebaute Weg entlang der Nidder könnte (nicht nur für die Bewohner des Seniorenheimes) jetzt schon durch zusätzliche Bänke mit direktem, unverstelltem Blick in die Aue und eine insektenfreundliche Beleuchtung aufgewertet werden.
Die einzelnen Sichtweisen der auf den Plakaten zitierten Personen respektieren wir selbstverständlich. Wir wissen allerdings auch, dass vorab Personen von einem amtierenden der Koalition zuzuordnenden Magistratsmitglied angeschrieben wurden, mit der Bitte, Ihre ablehnende Meinung zu dem Bürgerentscheid, auf diese Weise kundzutun. Die Möglichkeit, eine zustimmende Meinung zu äußern, wurde nicht in Betracht gezogen. Diese Vorgehensweise halten wir nicht für „unabhängig und sachlich“. Wer auch immer diesen Flyer initiiert und finanziert hat, hätte im Sinne einer "unabhängigen und sachlichen Diskussion" auch Gegner der Nidder-Querung zu Wort kommen lassen sollen.
[1] Zu diesem Thema hatten sich u.a. die Schülervertretung der Bertha-von-Suttner-Schule geäußert. Im Nachhinein hatte sie klargestellt, dass die Beteiligten ausschließlich ihre persönliche Meinung geäußert haben. In der Schülerschaft der Bertha-von-Suttner-Schule hatte es keine Abstimmung über das Projekt in der Nidderaue gegeben.
[2] Enthalten in der Vorlage zur Stadtverordnetenversammlung vom 01.12.2022 (Dort: Anlage: Nidderaue Heldenbergen – Uferrandstreifen Herrenwiese, dort: „Aktuelle Planung im ÖPNV, Arbeitspaket 4 „Verbesserung der Umsteigebeziehungen in Nidderau“, in der Machbarkeitsstudie S. 27 – 36, Darstellung der Umsteigezeiten heute S. 31, vorgeschlagen S. 36)