Die Nidder-Querung: Schlangenbrücke "Natrix" 

 

Die Stadt Nidderau argumentiert unter anderem damit, dass die Brücke nicht DURCH die Aue, sondern ÜBER die Aue gebaut wird. Dennoch müssen die dafür notwendigen Stützpfeiler dafür IN der Aue und somit im Landschaftsschutzgebiet gebaut werden und sorgen somit für eine Erschließung und Veränderung des Landschaftsbildes.

Unsere Ablehnungsgründe sind folgende:

  • Durch den Bau und die anschließende Nutzung wird die Landschaft massiv gestört.
  • Das Landschaftsbild wird stark verändert.
  • Die dort lebenden Tiere werden verdrängt oder gar während des Baus getötet.
  • Die Brut- und Setzzeit wird aus unserer Sicht dadurch dauerhaft gestört.
  • Es wird zukünftig deutlich mehr Müll in und um die Aue anfallen. Auch wenn an der Brücke ein Müll-Auffangnetz geplant ist, wird dies nicht verhindern, dass Müll in der Aue landen wird.

Außerdem fragen wir uns:

  • Welche Kosten werden für das Gesamtprojekt am Ende entstehen?
  • Die Stadt rechnet damit, dass die Kosten überwiegend bezuschusst werden. Wie hoch die Förderung ist, ist jedoch noch offen. Aus diesem Grund wurde mit dem Beschluss der Maßnahme auch ein Finanzierungsvorbehalt [1] Jedoch: Auch Fördergelder sind Steuergelder.
  • Aus unserer Sicht macht es einen Unterschied, ob wir von drei, vier, fünf oder mehr Millionen Euro sprechen und wie viel davon aus unserem Haushalt und somit von unserer Grundsteuer bezahlt werden.
    • Steuergelder, die sicherlich anderweitig sinnvoll eingesetzt werden können.

Im Flurbereinigungsbeschluss vom 06.09.2022 steht geschrieben:
„Weiterhin sollen Infrastrukturdefizite mit Hilfe von Dorferneuerungsmaßnahmen ausgeräumt werden. Dazu zählt die fehlende fußläufige Anbindung zwischen dem Bahnhof Heldenbergen und der Stadtmitte. Die Schaffung setzt eine Anpassung des Wegenetzes und die Herstellung bzw. die Erneuerung von Brücken über die Nidder voraus.“

Die fußläufige Anbindung zwischen dem Bahnhof Heldenbergen und der Mitte fehlt nicht.

Die Verkürzung der Wegstrecke zum Heldenberger Bahnhof auf rund 760 Meter [2] ist bezogen auf den Brückenkopf an der Bertha-von-Suttner-Schule als Ausgangspunkt.

    • Für Nutzer aus Windecken, die über den Parkplatz der Willi-Salzmann-Halle zum Bahnhof-Heldenbergen wollen, würde sich der Weg deutlich verlängern, wenn sie die Brücke nutzen wollten, da sie auf der Stadtseite zunächst am Bahnhof vorbeilaufen, um dann auf der Bahnhofseite wieder zum Bahnhof zurückzulaufen. Der größtenteils bereits asphaltierte Weg über die alte Nidderbrücke am Viadukt in Windecken Richtung Hain entlang hoch zur Bahnhofstraße ist deutlich kürzer.
    • Für Nutzer aus Allee-Süd / Landwehrgraben verlängert sich der Weg oder er bleibt gleich, da sie die bestehende Brücke am Viadukt in Windecken schneller erreichen als den vorgesehenen Brückenkopf an der Bertha-von-Suttner-Schule.
    • Gleiches gilt für das Wohngebiet um das Rathaus.
    • Nutzer aus Allee-Süd / Richtung Familienpark werden vermutlich eher mit dem Fahrrad als zu Fuß kommen. Für sie ändert sich der Weg nur wenig. Für Fahrradfahrer allgemein ist aber eine Wegersparnis von geringerer Bedeutung. Sie haben ein Interesse, ihr Fahrrad oder E-Bike sicher am Bahnhof abzustellen oder mit in den Zug zu nehmen. Hierfür sind abschließbare Fahrradboxen und der barrierefreie Ausbau des Bahnhofs wichtiger als die Brücke. Beide Punkte sind in dem Grobkonzept nicht enthalten.
    • Für Nutzer aus Allee Mitte ändert sich die Wegstrecke je nach Wohnort nur wenig, da sie je nach Wohnort durch die Bahnhofstraße den Bahnhof schneller erreichen.
    • Für Nutzer aus „Alt-Heldenbergen“ verlängert sich der Weg oder er bleibt gleich, da sie die Bahnhofstraße schneller erreichen als den vorgesehenen Brückenkopf an der Bertha-von-Suttner-Schule.
    • Nutzer der Jenny-Rothschild-Straße sowie der neuen Mitte bis zum Landwehrgraben (entlang der „Grünachse“) würden durch die Lage des vorgesehenen Brückenkopfes auf der Stadtseite profitieren.
    • Ebenso profitieren Nutzer des Wohngebietes um die Hügelstraße durch die direkte Anbindung an die Stadtseite.
    • Wenn die geplante Oberstufe an der Bertha-von-Suttner Schule vom Hessischen Kultusministerium genehmigt wird, könnten die zu erwartenden zusätzlichen Schüler ebenfalls von einem verkürzten Schulweg profitieren. Allerdings gibt es einerseits eine Busverbindung vom Bahnhof zur Schule, die allen Nutzern des Heldenberger Bahnhofs zur Verfügung steht. Andererseits werden manchem Grundschüler längere Wege zur Schule zugemutet als der bestehende Weg über die Windecker Brücke zur Bertha-von-Suttner Schule.
    • Auf einer Informationsveranstaltung der Deutschen Bahn im Arbeitskreis Nahverkehr wurde langfristig eine bessere Taktung der Umsteigeverbindungen am Heldenberger Bahnhof avisiert. Diese wurde auch unter Berufung auf die von der Stadt vielzitierte Machbarkeitsstudie  zur Aufwertung der Streckenverbindung Nidderau – Hanau mit der Vorlage zur Stadtverordnetenversammlung vom 01.12.2022 vorgestellt. (Dort: Anlage: Nidderaue Heldenbergen – Uferrandstreifen Herrenwiese, dort: „Aktuelle Planung im ÖPNV, Arbeitspaket 4 „Verbesserung der Umsteigebeziehungen in Nidderau“, in der Machbarkeitsstudie S. 27 – 36, Darstellung der Umsteigezeiten heute S. 31, vorgeschlagen S. 36).

Dadurch könnten die Nutzer zukünftig zuverlässiger von der Verbindung Hanau – Friedberg auf die Verbindung Stockheim – Frankfurt umsteigen. Wer in Heldenbergen nach Windecken umsteigt, hat nur noch 750 Meter [3] in die Neue Mitte. Dieser Weg wäre kürzer als der Weg über die geplante Nidder-Querung („Natrix“) in die Neue Mitte. Diese Umsteigeverbindung wird schon heute von Bahnfahrern genutzt und in der Machbarkeitsstudie bereits gerade für den Umstieg von Hanau nach Windecken und umgekehrt als gut eingeschätzt.

Die Fragen, die wir uns stellen:

  • Ist es das wert, unsere Natur weiter zu reduzieren und zu stören?
  • Wie viele Menschen nutzen am Ende tatsächlich die Brücke, um zum Bahnhof Heldenbergen oder andersherum, zur neuen Mitte zu gelangen? Es gibt keine aktuelle statistische Erhebung, wer den Bahnhof Heldenbergen aktuell nutzt oder zukünftig bei geänderter Anbindung nutzen würde.
  • Wie viele Menschen fahren vom Bahnhof Heldenbergen aus und kommen aus der Richtung „Stadtmitte“?
  • Wie soll die Brücke im Winter ohne Schaden für die Aue schnee- und eisfrei gehalten werden?
  • Wie soll mit der offensichtlich entstehenden Müllproblematik umgegangen werden?

Wir halten die geplante Brücke weiterhin für ein teures Prestigeprojekt mit zweifelhaftem Nutzen für die Umwelt und für nicht zeitgemäß; auch nicht, wenn diese zu Teilen über Fördermittel finanziert werden soll.

Fördergelder sind auch Steuergelder und für den städtischen Anteil befürchten wir eine erneute Grundsteuererhöhung.

Zum Abschluss möchten wir noch erwähnen, dass sich aus unserer Sicht die geplante „Natrix“-Brücke nicht in das Landschaftsbild einfügt.

Der Beschlusstext:

  1. „… zur Förderung des ÖPNV und der Nahmobilität den Bau einer Brücke über die Aue zur Erschließung des Bahnhofes zur Neuen Mitte. Die Beleuchtung ist dabei insektenfreundlich auszuführen. Die Brücke dient der Besucherlenkung und der Verbindung der des Landschaftsschutzgebietes umschließenden Wege.“

 

Dazu die Initiative:

Aus unserer Sicht fügt sich die laut Grobkonzept geplante Metallbrücke nicht in das Landschaftsbild ein. Es muss zwangsläufig mit mehr Besuchern und somit mit einer erhöhten Verschmutzung durch Müll gerechnet werden. Die vermeintlichen Vorteile der Brücke stehen in keinem Verhältnis zu den Eingriffen in die Umwelt und den zu erwartenden Kosten.

 

[1] Niederschrift der Stadtverordnetenversammlung von 01.12.2022, TOP 18, Punkt 8.

[2] Gemäß Stadt Nidderau: Bürgerpost Sonderausgabe 2023, S. 9.

[3] Ermittelt mit einem öffentlich zugänglichen Routenplaner.